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vom selben Autor
     
Schnittglöckchen   ‘Draußenbaum’
in Heft 6/2010


‘Spätblüher für
Gelbhasser’
in Heft 5/2010


‘Ökomauer’
in Heft 4/2010


   
   
von Romke van de Kaa  
a.d. Niederländischen von Birgit Verstoep
   
Januar und Februar sind keine Monate, um im Garten zu arbeiten. Es wäre scheinheilig vom Grünschreiber, seine Leser in die Kälte hinaus zu schicken, um den Apfelbaum zu beschneiden oder die Kletterrose aufzubinden, während er selbst wohlig warm am Schreibtisch bei der Heizung sitzt. Ich habe sowieso eine Abneigung gegenüber Dirigismus. Mit Dirigismus meine ich die im befehlenden Ton gestellten Anweisungen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt im Garten zu geschehen habe. Es sind dies Befehle mit kaum verhohlenen Drohungen wie: Säen Sie jetzt den Brokkoli, die Hostas müssen jetzt verpflanzt werden, warten Sie jetzt nicht länger mit dem Beschneiden des Pflaumenbaumes, denn sonst …

Sonst was? ­ denke ich, wenn ich in Gartenzeitschriften dergleichen Befehle lese. Geht die Welt unter, wenn ich meinen Pflaumenbaum nicht pünktlich schneide? Werde ich verhaftet, wenn ich meine Hostas im Herbst verpflanze statt im Frühjahr? Natürlich gibt es einen optimalen Zeitpunkt für jede Gartenarbeit, doch wenn es heute in Strömen regnet, dann ist morgen auch noch ein Tag, an dem vielleicht die Sonne scheint. Sonst übermorgen oder kommende Woche oder nächsten Monat.

Arbeiten im Garten sollte man, wenn man dazu Lust hat, andernfalls ist Gärtnern keine Entspannung, sondern saure Pflicht. Ich gebe zu: säen tut man besser pünktlich, vor allem im Gemüsegarten, denn wer den Winterportulak erst im November aussät, wird nicht viel ernten. Doch schneiden und pflanzen kann man das gesamte Jahr über. Ganze Völkerscharen schneiden seit Menschengedenken ihre Rebstöcke mit klammen Fingern mitten im Winter, weil in allen Gartenbüchern die Drohung steht, daß die Traube mit absoluter Gewißheit totbluten werde, wartete man mit dem Schneiden bis zum Frühling. Wer schon einmal eine Weinrebe im April beschnitten hat, weiß, daß diese wie ein Schwein bluten kann, doch er weiß auch, daß es trotzdem nahezu unmöglich ist, einen Weinstock durch Schneiden zum verkehrten Zeitpunkt umzubringen.

Durch diese energischen Äußerungen mache ich mich natürlich selbst lächerlich, wenn ich jetzt behaupte, daß der Februar der richtige Monat sei, um Schneeglöckchen zu verpflanzen. Natürlich ...

 
(weitere Überlegungen zu Schneeglöckchen in GRÜNER ANZEIGER 1/2011)
 
   
In den Niederlanden und teilweise sogar in Deutschland ist Romke van de Kaa
unter Gartenfreunden längst ein fester Begriff. Ursprünglich Gärtner mit
intensiver Tätigkeit auch in England u.a. als Headgardener
von Christopher Lloyd, hat er sich aufs Schreiben verlegt und ist sowohl
Gartenschriftsteller als auch freier Journalist ­ stets mit eigenwilligem Blick
auf das jeweilige Thema. Seine ebenso humorvollen wie scharfsinnigen Beiträge
und Kolumnen erscheinen in Tageszeitungen wie auch
seit mehr als zwanzig Jahren in ‘Onze Eigen Tuin’.